Der Winzer Karl-Heinz Frey ist vielleicht etwas aus der Art geschlagen, zumindest heißt es das manchmal…
Denn die Wurzeln liegen in einer alten Bäckersfamilie und sollten bei ihm natürlich weiter wachsen. Aber er hatte seinen eigenen Kopf und wollte der Bäcker- und Konditorentradition nicht nach gehen. Seine Leidenschaft war der Wein und so kostete es einige Überzeugungskraft sowie die eine oder andere Mark, bis er seine Eltern von seinem Berufswunsch überzeugt und sein eigenes Weingut aufgebaut hatte.
Seinen Spitznamen hat er jedoch beibehalten – und als „Konditor” ist er über die Grenzen Rheinhessens hinaus bekannt gewesen.
Seine Winzerlehre trat Karl-Heinz Frey im Rheingau an. Nach Kriegsende gründete er am 1. Juli 1946 zusammen mit seiner Frau Ruth einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb. 18 ar Feld und ein kleiner Keller von der Verwandtschaft waren die Anfänge. Keine einfache Sache in schweren Zeiten. Aber durch Müh und Fleiß konnten die beiden den Betrieb mit 5 ha für den Weinanbau erweitern. Von Anfang war Karl-Heinz ein breiter Rebsortenspiegel und Innovation im An- und Ausbau unserer Weine wichtig. Mehrmals war Karl-Heinz in fast allen Ländern Europas, sowie in den USA, Südamerika und Russland zu Weinstudienreisen unterwegs und er kam mit mindestens einer ausländischen Rebe im Gepäck zurück, jeder Menge Weinflaschen zum Gegenprobieren oder zumindest mit inspirierenden Eindrücken und neuem Wissen.
Gemäß seiner Überzeugung, dass die rheinhessischen Böden und das Klima nicht nur den einheimischen Reben gut tun, konnte so die eine oder andere fremde Rebsorte kultiviert und etabliert werden. Er wurde zum Vorreiter und setzte rheinhessische und sogar deutsche Trends. Durch den Status als “Versuchsweingut” der deutschen Landesanstalten für Rebenzüchtungen konnte (bzw. durfte) er viele Neuzüchtungen als Erster an- und ausbauen. So wurde Karl-Heinz Frey schnell als Wein-Pionier bekannt. Außer den üblichen Sorten wurden ca. 20 verschiedene Neuzüchtungen angebaut. Viele sind heute schon wieder von der Rebsortenliste gestrichen, andere hinzu gekommen.
1970 kam der älteste Sohn Hermann in den Betrieb und übernahm drei Jahre später – nach der Hochzeit und der anschließenden Geburt des ersten Sohnes – zusammen mit seiner Frau Ulfriede den Außenbetrieb mit der Pflege der Weinberge.
Im Oktober 1975 eröffnete die Frey-Familie den “Schinderhannes Weinstall”.
1980 kam auch der zweite Sohn, Eckhard, in den Betrieb und übernahm schon bald die Kellerwirtschaft und den Versand. Er liebt Rotwein und lernte in Württemberg – daher war es nur logisch, die Rotweinsorten im Weingut weiter auszubauen. Bald darauf folgte auch ihm eine Frau in den Betrieb, Bettina. Sie übernahm die Büroarbeiten und die Buchhaltung.
Bereits seit den ersten Kellerwegfesttagen engagierten sich Karl-Heinz und Ruth Frey mit ihren vier Kinden in unterschiedlichen geöffneten Kelterhäusern und Kellern. Zuerst direkt am Julianenbrunnen und dann mit verschiedenen Kellern am Deutschen Eck, dem Anfang des bekannten Guntersblumer Kellerwegs. Auch heute noch führen die Nachkommen diese Tradition fort: Mit Kind und Kegel und mit vereinten Kräften engagiert sich die ganze Familie rund um den Wein.
Zum Kellerwegfest mit dem großen Keller Nr. 1. Durch Live-Musik und Sau am Spieß sind wir weit dafür bekannt, eine sichere Anlaufstelle für alle tanzwütigen und hungrigen Mäuler zu sein.
Mit einem regelmäßigen Hoffest (immer am ersten Wochenende im August), bei dem wir uns seit unserem 70-jährigen Jubiläum im Jahr 2016 immer mit einem besonderen Motto und vielerlei Informationen drum herum präsentierten.
Mit Vino Strauß, dem offenen Winzerhof, den Hermann und Ulfriede mit ihren Kindern im Juli bestreiten und den Schinderhannes Weinstall, mit dem sich Eckhard und Bettina mit ihren Kindern einen Namen gemacht haben.
Generell können wir sagen, dass das Weingut gut gewachsen ist. Heute bauen wir auf 20 Hektar Rebfläche rund 35 verschiedene Rebsorten an. Und sind auch dadurch sicher einmalig in Rheinhessen und wahrscheinlich auch darüber hinaus.